Frühmorgens um 5:15Uhr war in Waging Treffpunkt zur Abfahrt mit dem Vereinsbus. Fünf müde aber erwartungsvolle Augenpaare blickten mir entgegen.....alle bestens gelaunt. Nachdem noch Sonja und Klaus in Siegsdorf "eingepackt" wurden, ging es erstmal auf der Autobahn Richtung Südwesten, unserem Ziel, die Mieminger Bergkette, entgegen. Für 3 Tage hatte unser Tourguide Heini abwechslungsreiche und anspruchsvolle Touren in dieser Gegend geplant. Die Wetteraussichten waren etwas gemischt, sodass beim Frühstücksstop in einer großen Bäckerei in Kematen erstmal Lagebesprechung auf dem Plan stand. Bei einer heißen Tasse Kaffee, Butterbreze und einem trockenen Dach übern Kopf ließen wir uns die Laune durch den zwischenzeitlich eingetroffenen Regen nicht verderben. Abwarten hieß es und den Tagesplan anpassen: statt auf den imposanten Ostgipfel der Hohen Munde am Anfang des Gaistals zu gehen, beschlossen wir, mit dem Bergradl incl. Gepäck direkt zur Seebenalm durch das wunderschöne und lange Tal entlang der Leutasch (ein beeindruckender Gebirgsbach) hochzuradln. Gesagt....getan. Am Ausgangspunkt war es bereits trocken und die Sonne blitzte schon durch die Wolkenlücken. Schnell die Räder zusammengebaut, und los ging es. Zwischen dem hochragenden Wettersteingebirge im Norden und der Miemingerkette im Süden schlängelte sich der angenehme Wander-und Radlweg 13km entlang, umsäumt von Kühen, Pferden und viiiiiel beeindruckender Natur. Was für eine Kulisse!!!
An unserer Übernachtungshütte, der Seebenalm, angekommen, staunten wir erstmal über den sehr freundlichen und persönlichen Empfang durch die Wirtsfamile. Für uns waren bereits 2 Bettenräume reserviert, was bedeutete, daß wir die einzigen Gäste auf der Alm für das WE sein sollten. Die kostenlose heiße Dusche und - mein persönliches kulinarisches Highlight - ein Schweinsbraten zum Abendessen, ließ beinahe an ein Wellness-WE denken!
Erstmal ging es aber auf den Berg. Der angekündigte Schweinsbraten muss ja erst verdient werden. Also machten wir uns wieder auf den Weg: zuerst mit den Rädern kurz zum Seebensee, anschliessend weiter zu Fuß Richtung Coburger Hütte zum Tagesziel Drachenkopf. Manchmal kann man weit weg fahren, dennoch trifft man gelegentlich Bergbegeisterte von daheim. Auch an diesem Tag.....ein kurzer Abstecher zur Besichtigung der Coburger Hütte und siehe da: zwei "junge Mädls, Nadine und Tina" hatten sich für das WE auf der Coburger Hütte eingebucht und nach einem ausgiebigen lustigen Hallo, schlossen sie sich spontan unserer Gruppe für diese Nachmittagstour an. Ohne es genauer erwähnen zu müssen, kann man sich vorstellen, dass es für die folgenden Stunden keinen Mangel an lustigen Erzählungen und Sprüchen gab! Alle gemeinsam genossen wir die herrliche Bergtour mit Sonnenschein, Zugspitzpanorama und Blick auf die teils smaragdgrünen Bergseen - Drachen- und Seebensee - unter uns.
Auf dem Rückweg und nach kurzer Einkehr auf der Coburger Hütte tauchten doch tatsächlich drei tapfere Teilnehmer in das ca 15°C frische Bergseewasser des Seebensees ein. Uuuuiuuuui, frisch und belebend wars auf jeden Fall, war das gemeinsame Feedback.
Dann gings aber rasch zurück, mit Vorfreude auf die heiße Dusche, Schweinsbraten und einen ruhigen Abend allein auf der Hüttenterrasse mit der umwerfenden Bergkulisse mit Sommerabendstimmung. Gehts noch kitschiger???
Der nächste Tag versprach gutes Wetter, sodass Heini´s Plan, eine Klettersteigtour zum vorderen und hinteren Tajakopf, ohne Zeitdruck und Wettersorgen als Ziel feststand. Die Schwierigkeiten lagen im Bereich C/D, auch eine kurze D/E Stelle wurde beschrieben. Wieder gings zuerst mit dem Radl 15 Minuten bergauf zum Seebensee, anschliessend zu Fuß zum Einstieg. Da es noch sehr früh am morgen war, hatten wir den Klettersteig fast für uns alleine, bei angenehmen Temperaturen und gutem Grip am Fels. Allzuviele Eisensteighilfen gab es für die Füße nicht, auf Reibung gehen war gefragt. Dank an meine tollen bequemen Zustiegsschuhe, auf die ich mich in solchem Gelände verlassen kann!!
Unsere Gruppe war sehr gut unterwegs: gemeinsam, gleichmäßig und kontrolliert ging es zügig nach oben, mit traumhaften Aus- und Tiefblicken in die Berg- und Seenwelt. Bereits mittags standen wir auf den beiden Gipfeln und konnten nun die verdiente Pause so richtig auskosten. Auch die zunehmende Quellbewölkung ließ keine Unruhe aufkommen, der Rückweg war problemlos und übersichtlich. Gemütlich gings dann auch zurück mit einem kurzen, kleiderlosen Badestopp im Drachensee bei etwa 16°C (Vorteil: keine nasse Badehose) und anschliessendem Einkehrschwung in der Coburger Hütte, die zu dieser Tageszeit mit Tagesgästen aus Ehrwald fast überrandt wird. Eine ähnliche Situation hatte ich an der Olpererhütte bereits erlebt, wo ich mir nicht sicher war, ob ich vielleicht doch am Stachus gelandet bin!?
Freudig empfangen in unserer kleinen Seebenalm vom Hüttenteam und deren 2 gutmütigen Hirtenhunde, war der Menschentrubel rasch vergessen und die Ruhe fand uns für den restlichen Tag wieder.....im Liegestuhl mit Abendsonne....auf der Terrasse mit einem kühlen Bier......irgendwie!
Tourenplanung für Sonntag, den letzten Tag, stand abends auf dem Programm. Als Wunschziel hatte sich unter den Teilnehmern schnell die Ehrwalder Sonnenspitz herauskristallisiert. Was für eine beeindruckende Pyramide, wer diesen Berg schon mal vor seinen Augen hatte, wird ihn nicht so leicht vergessen. Bereits seit 2007 träume ich davon, einmal ganz oben zu stehen.....jetzt könnte es soweit sein.....wenn das Wetter mitspielt!
Einige Wetter-Apps wurden befragt, einig waren sie sich nicht: vormittags Regen oder nicht Regen war die Frage, Gewitter dabei, Sichteinschränkung? 4 Stunden gutes Wetter würden uns reichen. Die Sonnenspitzüberschreitung ist keine Hände-in-der-Hosentaschenwanderung. Mit längeren 2-er Kletterstellen geht es ca 400Hm von Süden auf den Gipfel, um anschliessend nach Norden ebenfalls steil abzusteigen. Ohne Sicht oder auch bei Nässe ist diese Tour nicht zu empfehlen. So gingen wir alle mit gemischten Gefühlen und Erwartungen ins Bett, die einen grübelnd, die anderen schnarchend.
Frühstück wurde bereits auf ganz früh bestellt, so gegen 6:30Uhr. Diesmal haben mich meine Begleiter nicht, wie tags zuvor, im Bett vergessen. Also Frühstück geniessen, wach werden, Wetter schaun, und los gehts. Kaum 50m von der Hütte entfernt, kam der erste Regenschauer. Rasch die Regenkleidung überziehen und weiter gehts......positiv denken und hoffen. Beim Radldepot konnten wir die Regenkleidung wieder ausziehen, die Wolken lockerten schon auf, die Sonne spitzte schon gelegentlich durch. Sollte sich mein kleiner Traum heute doch ausgehen? Es ging weiter bergauf, mit Stimmung, Berg und Wetter. Wie erwartet erforderte das Gelände Konzentration und Gespür für die Wegfindung. Zum Glück hatte der kurze Regenschauer keine wirkliche Nässe am Fels hinterlassen, sodass wir sehr gut und rasch vorankamen. Die Sonne strahlte wohl mit mir um die Wette, und am Gipfel mit uns allen. Überglücklich über dieses fast unerwartete Geschenk des Gipfelglücks der Ehrwalder Sonnenspitz und des guten Wetters, machten wir eine kleine Brotzeitpause und waren uns bereits einig, dass ein perfektes Bergwochenende seinen Höhepunkt erreicht hat!!
Der Abstieg erfoderte anschliessend nochmal volle Konzentration bevor es ohne Badestopp vorbei am Seebensee zur Seebenalm zurück ging. Bei aufziehenden Gewitterwolken holten wir unser Gepäck und bedankten uns nochmal beim Hüttenteam für die hervorragende und feundliche Bewirtung (incl Nachschlag für Hungrige und Nachspeise für Unterzuckerte). Trocken und entspannt gings dann mit dem Radl der Leutasch entlang zurück zum Auto: "alle Sieben auf einen Streich"!
Vielen Dank an Heini für die Leitung und Organisation.....immer wieder gerne mit Dir!
Teilnehmer: Sonja, Doris, Andi, Hans, Klaus, Heini und ich (Waltraud)