Am frühen Morgen, den 30. Aug. brachen 8 Mitglieder der Sektion Teisendorf – Ortsgruppe Waging auf mit dem Ziel, in 5 Tagen von Cortina d`Ampezzo durch die Dolomiten nach Bassano del Grappa zu gelangen. Über 8000 Hm und ca. 250 km waren zu bewältigen mit Schiebe- und Tragepassagen, anspruchsvollen Trails und wiederum gut fahrbaren Wege und Straßen. Ein Experiment sollte es sein, vier Teilnehmer mit Strom, 4 Teilnehmer ohne Strom und dabei noch eine Frau. Guide Heini Riesemann hatte bei den Anmeldungen bereits darauf hingewiesen, dass es kein Zuckerlecken sein wird. So waren mit Klaus und Sonja, Hans und Klaus H., Sepp, Andreas und Hias alles gestandene Mountainbiker zur Stelle, die den Anforderungen bestens gewachsen waren. In den neuen AV-Bus wurden einschließlich Radlständer bestens alle 8 Räder verpackt und für das Gebäck blieb auch noch genügend Platz.
1. Tag: Von Cortina nach Allghe
Start in Fiumes bei Cortina. Auffahrt, dann ging es an Cortina vorbei noch Abwärts und dann ein langer, zum Schluss steiler und rauer Anstieg zur Rifugio Croda die Lago. Hier stärkten wir uns für den schwersten Etappenteil des Tages, der Anstieg zur Forcula Ambrizzola und zur Forcula Col Duro, dem auch gleich höchsten Punkt der gesamten Tour auf 2295 m. Das Rifugio liegt inmitten dem UNESCO-Weltnaturerbe Dolomiten. Ein Rundumblick von der Tofana, dem Monte Cristallo, dem Antelao und der Sorapis, alle über 3200m. Leider zeigte sich das Wetter nicht von der besten Seite, so waren die mühsamen Schiebepassagen nicht so schweißtreibend. Ein riesige Schafherde lief uns voraus und bereitete uns eine prima Ackerspur. Auf der Amprizzola öffnete sich ein gewaltiger Blick zur Palagruppe, vor uns der Monte Pelmo, rechts davon die Civetta, doch leider die Gipfel teils in Wolken. Zuerst noch ein Trail, dann eine Schotterstraße und wir waren am Passo Staualanza. Dann der worst case für Hias. Sein neues E-Bike liefert keinen Strom mehr. Wie sich später herausstellte, Motorschaden. Wir schafften es aber mit Muskelkraft, die noch bevorstehenden Anstiege zu bewältigen, bevor wir zuerst über flowige Trails und später über Straßen über 1000 Hm hinunter nach Alleghe gelangten. Ein GPS war zur Wegfindung in diesem Bereich unerlässlich. In einem netten Hotel direkt am See wurden wir freundlich empfangen, die Räder wurden im Billiardraum abgestellt und der rote Hauswein von guter Qualität. Zur Begrüßung noch einen Apfelgrappa. Der See entstand durch einen Bergsturz im 18. Jhd., wobei mehrere Dörfer in kürzester Zeit durch den rückgestauten Gebirgsbach im Wasser verschwanden. Wir waren gut 6 Std. unterwegs, 1370 m im Aufstieg, 1680 Hm im Abstieg.
2. Tag: von Alleghe nach Mezzano
Blauer Himmel und Sonne ließen einen prächtigen Radltag erwarten. Uns stand die landschaftlich wohl schönste Etappe bevor. Hias musste leider mit Taxi und defektem E-Bike zurück nach Cortina, um von dort mit dem Vereinsbus zu unserem nächsten Tagesziel zu gelangen. Wir begaben uns auf einem Single-Trail ca. 400 Hm abwärts nach Cencenighe, von wo uns ein 1400 Hm langer Aufstieg erwartete. Zuerst auf einem rauen Weg entlang eines Gebirgsbaches bis Falcade, ein reizendes Gebirgsdorf mit Blick auf die mächtige Palagruppe. Dann eine Asphaltstraße, dem Passo Valles bis zur Rifugio Passo Valles. Klaus hatte leider den einen Platten, der Mantel des Hinterrades wurde aufgeschlitzt und das bei einem Schlauchlosreifen. Auch das meisterten wir bestens mit einem Provisorium. Noch eine Mittagsstärkung und dann auf steilen Serpentinen hinunter ins Val Venegia. Kenner zählen dies zu den schönsten Tälern der Alpen. Auf einer noch gut befahrbaren Forststraße ging es dann hinauf zur Baita Segantini, dem höchsten Punkt der Tagesetappe auf 2100 m ÜNN. Der Blick zur vor uns liegenden Pala unbeschreiblich. Dann 1600 Höhenmeter Abfahrt vor uns. Zuerst auf der Asphaltstraße des Passo Rolle hinunter bis zum mondänen Bergsteigerort San Martino di Castrozza. Ab San Martino bis Mezzano konnten wir auf einem neu errichteten Radweg am Fuße der Pala hinunter schweben, ein Radweg, der seines gleichen sucht.
Nach gut 7 Stunden, 62 km, 1780 Hm Anstieg und 2040 Hm Abfahrt erreichten wir unser liebevolles, kleines Hotel in Mezzano, wo uns Hias schon mit einem Leihrad glücklich empfangen konnte. Eine gute Pizza und bester Rotwein rundeten diesen prächtigen Tag ab.
3. Tag: Von Mezzano nach Seren del Grappa
Der technisch anspruchsvollste Teil der Tour stand bevor. Wieder wärmte die Morgen-sonne, bevor wir in ein enges Tal, in das Val Noano radelten. Eine kleine Straße führte uns mit teils steilen Serpentinen zur 1100 m hoch gelegenen Rifugio Fonthegi. Von dort machten wir einen Abstecher zur imposanten Hängebrücke über den Stausee Torrente Noana. Guide Heini nutzte die Zeit in der einsam gelegenen Rifugio zu einem Cappuccino, wo sich die Oma und immer noch Hüttenwirtin auf ein Wiedersehen mit Heini freute, der dieses Haus zur Übernachtung bei seiner Erkundungstour nutzte. Nun wurde es anstrengend, besonders für die Biker ohne Unterstützung. Ein steiler, rauer Weg führte uns hinauf zur 500 Hm höher liegenden Rifugio Boz. Teils mussten wir die Räder mühsam schieben oder tragen. Leider verwehrte uns einfallender Nebel die grandiose Sicht zu den steilen Felswänden der Pala-Gruppe. Nach guter Stärkung machen wir uns auf eine gut zwei Stunden lange Wegstrecke, die uns ziemlich fordert, vor allem für die Radler mit den schweren E-Bikes. Die letzten Meter zum Passo di Finestra hatten es in sich, aber alle schafften es, mehr oder weniger begeistert. Wieder verwehrte uns Nebel den weiten Blick über die südlichen Ausläufer der Alpen, an klaren Tagen bis zur Adria. Nun aber war Vorsicht angesagt, 250 Hm hinunter zum Schieben. Ein Sturz hätte in dem teils ausgesetzten Gelände fatale Folgen gehabt. Ein abgeschraubtes Pedal hatte das Schieben erleichtert, die Waden blieben von den rauen Pedalen verschont. Endlich Laubwald und ein flowiger Trail mit unzählbaren Spitzkehren führte uns hinunter zu einer Forststraße, auf der wir in den sonnigen Süden eintauchten. Vor Feltre auf einem schattigen Plätzchen vor einer alten Kirche noch eine Mittagsstärkung und dann rollten wir weiter hinunter auf die 320 m hoch liegende Stadt Feltre. Ein letzter Anstieg und wir waren am Tagesziel, Seren del Grappa angekommen. Ein unscheinbares Haus in einer engen Gasse, fast nicht auffindbar, entpuppte sich am Abend zu einem prall gefüllten Restaurant mit feinstem Essen.
Wir waren 8 Std. unterwegs mit 1460 m Aufstieg und 1730 Hm Abfahrt, teils in unfahrbarem Gelände.
4. Tag: Von Seren del Grappa nach Bassano del Grappa
Unser Ziel war Bassano del Grappa, bekannt für seinen hervorragenden Grappa. Zuerst aber viel Schweiß. Nach einem liebevollen Frühstück ging es ins Valle dello Stizzen. Die nächsten 1000 Höhenmeter kämpften sich die „Biobiker“ auf der bis zu 20% steilen Straße relativ schnell hinauf bis zum Rifugio Bocchette, wo wir uns eine Pause gönnten. Ab dort noch auf einem Schotterpfad aus dem ersten Weltkrieg, teils fahrbar, teils zum Schieben und wir waren auf dem 1777 m hohen Berg Monte Grappa. Die Geschichte dieses Berges ist denkwürdig. 22 000 Gedenktafeln zeugen von den gefallenen österreichischen und italienischen Soldaten in den drei Piaveschlachten im ersten Weltkrieg. Die Faschisten haben 1930 dieses monumentale Denkmal errichtet. Ein Gedenkweg erinnert an die Partisanenkämpfe im zweiten Weltkrieg, wo von der Deutschen Wehrmacht aus Rache 250 Zivilisten getötet wurden. Nach dem Ort der Besinnung hatten wir 1500 Hm Abfahrt vor uns, teils Trails, teils Asphaltstraße. Warme Nachmittagssonne empfing uns auf der einzigartigen Ponte degli Alpini im malerischen Städtchen Bassano del Grappe. Unser eigentliches Endziel war erreicht. Ca. 7 Std. waren wir unterwegs mit 1500 Hm Aufstieg und 1700 Hm Abfahrt.
5. Tag: Von Bassano nach Mezzano
Außerplanmäßig machten Hias und ich uns frühmorgens auf den Weg, radelten in der Morgenruhe entlang der Brenta auf einem einmaligen Radweg bis Cismon del Grappa, bogen dann in ein enges Tal ab und gelangten über einen aufgelassenen Fahrweg nach Rocca d`Arsie. Von dort noch mühsam auf einer viel befahrenen Straße mit vielen Tunnels nach Mezzano. Hias konnte sein Leihrad zurückgeben, der Bus wartete auf uns und führte uns zurück nach Arsie, wo wir den Rest der Gruppe aufnahmen. Die Rückfahrt ging über das Valsugana und den Brenner.
Eine erlebnisreiche Mountainbiketour ging zu Ende. Wir hatten über 8000 Hm und 250 km zurückgelegt und hatten keinen ungewollten Abstieg vom Radl. Großes Lob gab es von Guide Heini an die tolle Gruppe für den guten Zusammenhalt, die große Leistung und die netten Abende.