© DAV Teisendorf - in der Nordwand der kleinen Zinne

Jetzt sind wir dran!

10.07.2025

Klettern in den Dolomiten

vom 10. bis 15. Juli 2025

Dooonnnnnnnnng, der satte Klang einer Klocke erfüllt das Val Montanaia. Der Campanile (deutsch Glockenturm) hat also tatsächlich eine Glocke. Und auch nicht eine scheppernde, sondern eine Richtige. Die mit einem kräftigen, lang anhaltend Ton das von Felswänden eingefasste Tal beschallt. Kurz darauf ein Jubelschrei. Juuhuuuu. Von der gegenüberliegenden Scharte können wir erkennen, dass wieder eine Seilschaft den Campanile di Val Montanaia erklettert hat. Wir freuen uns mit ihnen. Am Biwak Perugini erkennen wir noch einige weitere Personen. Das macht uns etwas nervös: Wenn all diese Leute auch dort übernachten wollen, wird es heute Nacht sehr eng. Wir steigen von der Scharte ab und finden uns bald am Einstieg zum Normalweg. An die Kletterei in den Dolomiten muss man sich immer erst wieder gewöhnen. Die Orientierung ist schwierig, doch spätestens in der dritten oder vierten Seillängen kommen wir in den Flow. Steil eine Verschneidungen nach oben; in einer sehr luftigen Querung wechseln wir in die Westwand. Ein kurzer Überhang leitet in einen Kamin und wir gelangen auf den sogenannten Balkon (Ringband). Anregende Kletterei! Mit zwei einfachere Seillängen im gestuften Gelände erreichen wir den Gipfel. Jetzt sind wir dran: Dooonnnnnnnnng! Zurück am Biwak sind die Tagesgäste verschwunden – wir sind ganz allein. Nur gelegentlich taucht ein Steinbock auf, der sich völlig unbeeindruckt von uns direkt neben dem Biwak am Gras bedient. Wir genießen eine herrliche Vollmondnacht in absoluter Stille.

Am nächsten Tag klettern wir noch eine Route an der Croda Cimuliana, bevor wir zu den Drei Zinnen wechseln. Dort empfängt uns wechselhaftes Wetter. Wir wagen nur eine kurze Klettertour an der Pyramide. Für den kommenden Tag sind schon am Vormittag Schauer angekündigt – also planen wir noch konservativer: Der kurze Klettersteig auf den Toblinger Knoten und eine Wanderung entlang der Touristenpfade rund um die Drei Zinnen stehen auf dem Programm. Abends ist der Lärmpegel in der Drei-Zinnen-Hütte schwer erträglich – besonders im Kontrast zur vorherigen, fast meditativen Stille. Umso wohltuender ist es, nach dem leckeren Abendessen noch einmal vor die Hütte zu gehen. Das Panorama ist wie aus dem Bilderbuch. Eine sternenklare Nacht und die vom ersten Morgenlicht rot angestrahlten Zinnen schenken uns Energie für neue Ziele.

Über die Südseite, dann ab der Scharte durch die Nordwand, klettern wir den Innerkoflerweg auf die Kleine Zinne – ein überraschend luftiger Turm mit entsprechend wenig Platz am Gipfel. Zehn(!) senkrechte Abseilfahrten bringen uns wieder zurück auf den Boden. Am letzten Tag besteigen wir über dem Normalweg die Westliche Zinne. Die Tour ist ein Mix aus Bergsteigen und Klettern. So finden diese kontrastreichen, aber wunderschön erfüllten Tage in der eindrucksvollen Landschaft der Dolomiten einen gelungenen Abschluss.

Tourenleitung, Fotos und Bericht: Stefan Stadler


Links zur Tour:

_ https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/campanile-di-val-montanaia-2.174-m-normalweg-iv-/808251132/

_ https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/kleine-zinne-2.857-innerkoflerweg-nordwand-iv-/808251179/