Wir schauen aus dem Fenster und sehen, dass schon die ersten Gipfel von der Sonne rot angeleuchtet werden. Kein Wölkchen am Himmel. Es steht uns ein wunderschöner Tag bevor. Gewitter sind, wenn überhaupt, erst am späten Nachmittag prognostiziert. Obwohl sich natürlich auch in den Ötztaler Alpen die Gletscher stark zurückgezogen haben, sind von der Vernagthütte aus in 1 - 1,5 Stunden noch mehrere Gletscher erreichbar. So hat sich der Stützpunkt gut bewährt. Wir gewöhnen uns mit ein paar Übungen an die Steigeisen, seilen uns gegen Spaltenstürze an und besprechen grundsätzliches Verhalten und Gefahren am Gletscher. Eine kleine Runde auf dem Eis bringt uns in steileres Gelände. Hier können wir gut weitere Gehtechniken mit den Steigeisen testen. Wir setzen Eisschrauben und üben, wie man kurze Steilstellen am laufenden Seil begehen kann. Nach den Ausbildungsthemen haben wir noch Zeit die Hochvernagtspitze zu besteigen. Ein schöner Aussichtsberg, der dennoch einfach zu besteigen ist. Am Horizont bauen sich die ersten Wolken auf, sodass wir den Rückweg antreten müssen. 10 Minuten vor der Hütte erwischt uns noch ein Graupelschauer. Mist!
Am nächsten Tag gehen wir auf das Guslarjoch, um die klassische Spaltenbergung zu üben. Der Himmel reißt auf und es gibt einen schönen Blick auf die Weißkugel und dem davor liegenden Brandenburger Haus. Ich erinnere mich an einen ebenfalls schönen Grundkurs Eis vor einigen Jahren.
Auf der Südseite des Brochkogels habe ich am ersten Tag einen schönen Windkolk gesehen, der sich gut für die fortgeschrittene Spaltenbergung eignet. Diesen Besuchen wir am folgenden Tag. Nach dem simulierten Sturz schneidet sich das Seil tief in die Firnkante ein und der Bremsknoten hält. Ich freue mich, dass ich den Sinn von Bremsknoten so eindrucksvoll in der Praxis zeigen kann. Wie kann ich in einer 2er-Seilschaft gleichzeitig halten und einen T-Anker graben? Auch dieses Rätsel wird gelöst. Und dann kommt noch das kleine, grüne Teil zum Einsatz. Beim Vorbereitungstreffen hatte ich bei der Ausrüstung eines Teilnehmers eine kleine Seilrolle mit Rücklaufsperre gesehen. Von dort an liebevoll das kleine, grüne Teil genannt. Es ist kein Muss, aber richtig eingesetzt macht es durchaus Sinn. Dank der Rolle muss nicht so fest gezogen werden und die Rücklaufsperre funktioniert zuverlässig. Gängiger ist übrigens ein kleines, oranges Teil eines anderen Herstellers (Micro Traxion). Doch wenn man sich kurz damit vertraut gemacht hat, funktioniert auch das kleine, grüne Teil fehlerfrei.
Wie vorgesehen bin ich und ein Teil der Gruppe mit Öffis ins Ötztal gefahren. Vom anderen Teil der Gruppe habe ich eine Begründung gehört, dass dies nicht möglich sei. Leider muss ich vermuten, dass dies eine Ausrede war, um mit dem Auto nach Vent fahren zu „dürfen“. Für mich ist es stimmig, dass man zusammen in die Berge fährt, zusammen auf Tour geht und zusammen wieder die Heimreise antritt. Hier will ich in Zukunft konsequenter sein! Auf der Fahrt ist positiv aufgefallen:
_ Alle Nahverkehrszüge in Tirol sind neu.
_ In Tirol dürfen alle Züge benützt werden. Auf der Heimreise schweben wir ohne zusätzliche Kosten im Railjet vom Ötztal bis nach Kufstein.
_ Für Biker: Die Busse ins Ötztal haben einen Radanhänger.
_ Die einfache Fahrt von Kufstein bis nach Vent kostet nur 20,30 Euro!
Dank des Zuschusses von 50 % der Reisekosten mit Öffis unserer Sektion, ist die Fahrt ins Ötztal mit Öffis jedenfalls günstiger als die Anreise mit dem Auto!
Kursleitung, Fotos und Bericht: Stefan Stadler